Freitag, 21. Juni 2024
Kettengespinst
Die ganze Nacht polterte das Kettengespinst auf den ausgedehnten Treppenstufen, flog auf, stürzte ab, harrte – ob sich etwas außer ihm bewegte – (Atem wie ein Unimogmotor bei Seilwinde in Betrieb) – und begann von vorne in einer violetten Stunde. Es wollte seine Ruhe, nicht ohne sein Gesäß an einer Tafel sitzen zu sehen, die ausgeschmückt zur winterlichen Zeit, mit Kuchen, der aus keiner Küche kam, aufwartete. Da dies nicht infrage kam, besann es sich auf seine Nachttöpfe – in der richtigen Reihenfolge aufgestellt, ergaben sie die Skyline einer Blechstadt, in der die Fassaden die einzigen Fluchten stellten, die es sich entlangzuflanieren lohnte. So ein schöner Glühbirnenaufgang am Abend, klebrige Bonbons in den Backentaschen, Rotz am Ärmel, die Gemeinheiten einer Schlagzeile in den vorgeblichen Schaufenstern einer Besserungsanstalt. Da überkam den Flaneur der Brechreiz, der sich rotmeerisch spreizte, um die Ziehwägen zu locken und mit Brocken dann - die Geschichte ist ein Kreis - in den Schlampampel zu stoßen. Die lautere Absicht zu leugnen hieße, alles zu leugnen. Alles zu leugnen wiederum beträfe auch den eigenen Schlaf zwischen den Scharten ausgewählter Zinnen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 20. Juni 2024
Die Stimmung des Suchens
Die Stimmung des Suchens. Als ob immer etwas verloren bleiben müsste, um das Leben in Gang zu halten. Als ob man es nie finden dürfte, um diese Gewisse Stimmung nicht zu verlieren, die sich in der Oktoberweite verliert, die sich in Herbstgedanken über die Unterweltsonne eines Cromm Cruach äußert. Hat man verloren, was man nie sah, an das man sich nicht erinnert, kann auch das Vergessen nicht trösten. Das Phantom bleibt uns, huscht aus dem Blick, wenn wir die nächste Schneise erreichen, den nächsten Gipfel passieren, das nächste Meer überqueren. Mir kommt das Nichts ungeheuerlich vor, ein Nie-gewesen-sein, aber ein Nichtmehr zermartert dann doch das Gemüt.

So viele Bücher gibt es, die sich mit der Suche beschäftigen. Wie die Stationen eingesetzt werden, ist bedeutend. Hier kann sich eine ganze Sphäre verändern.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 19. Juni 2024
Kafkas Prag
Wenn ich das Kinsky-Palais in Prag betrachte, in dem sich unten rechts das Geschäft Herman Kafkas befand, gelingt es mir, das Wetter des Tages zu erfühlen, das an diesem Tage der Stadt einen gewissen lapidaren Gesprächsstoff liefern konnte und so dazu beitrug, dass vielleicht gerade inmitten von Kafkas Galanteriewarenladen darüber gesprochen wurde, denn über das Wetter redet man unverfänglich.

Ich stehe vor den vergitterten Fenstern, bin zu früh dran, denn der Laden hat geschlossen.

... link (0 Kommentare)   ... comment